E.N. von Reznicek

Bekannt ist Emil Nikolaus von Reznicek heute vor allen Dingen durch die Ouvertüre zu seiner Erfolgsoper Donna Diana, einer Komödie, die den Namen des damals 34jährigen Musikers rasch auf den deutschsprachigen Bühnen und in deutschen Landen bekannt machte.

Geboren am 4. Mai 1860 in Wien als Sohn des Feldmarschall-Leutnants Josef von Reznicek und der aus einem alten rumänischen Fürstengeschlecht stammenden Clarissa Ghika. Kultur wurde groß geschrieben im Elternhause – Vater Josef griff gelegentlich sogar zu Notenpapier und Feder, um eigene Stücke aufzuschreiben. Trotzdem kam es, seit man nicht mehr in Wien, sondern in Graz lebte, zu den ersten nachhaltigen Reibereien zwischen Vater und Sohn, und zwar aus denselben Gründen, die sich wie eine unendliche Geschichte durch die Geschichte ziehen: Künstliche Beflissenheit ja, künstlerischer Hauptberuf nein. Nach dem Abitur schrieb sich der junge Reznicek also als Jurastudent an der Universität ein; daneben konnte er bei jenem Wilhelm Mayer musikalischen Unterricht nehmen, den wir in den einschlägigen Musiklexika unter dem Namen W. A. Rémy (1831-1898) finden. Kaum zu glauben ist freilich, daß Vater von Reznicek dann doch nichts mehr dagegen hatte, daß sein Sprößling ans Leipziger Konservatorium ging, wo er bei Jadassohn und Reinecke 1884 ein glänzendes Examen hinlegte.

Alles weitere liest sich wie eine jener Lebensgeschichten, die über den ebenso steinigen wie schlüpfrigen Weg der »Provinzschmiere« allmählich nach oben führen: Korrepetitor in Graz und Theaterdirigent in Zürich, Mainz, Stettin, Berlin, Jena, Bochum; seit 1888 Militärkapellmeister in Prag, wo 1894 der immense Erfolg der Donna Diana begann; 1896 eine kurze Phase in Weimar, dann von 1896 bis 1899 in Mannheim. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Wiesbaden ging’s 1902 nach Berlin, wo Reznicek einige Zeit auch Theorie-Unterricht gab. Von 1906 bis 1909 folgten die Warschauer Oper und Philharmonie sowie etliche Konzerte in Rußland; im November 1907 stellte der Komponist unter anderem seine eigene Symphonie B-dur (Ironische) vor. Von 1909 bis 1911 wirkte er als Dirigent bei Hans Gregor an der Komischen Oper von Berlin, danach war er für Hermann Guras italienische »Stagione« tätig. 1919 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt, von 1920 bis 1926 lehrte er an der Hochschule. Ansonsten lebte er vor allem seinem kompositorischen Schaffen. Ernst Nikolaus von Reznicek starb am 2. August 1945.

Eckhardt van den Hoogen (Auszug aus dem Booklettext zur cpo-Produktion 999 795-2)

Weitere Informationen: www.vonreznicek.de/