Auf die Minute genau zwei Wochen nach dem glänzenden Re:Set des Clemens Sels Museum Neuss wurde am Sonntag, den 31. Mai, auch die aparte Dependance in der Nähe der »Raketenstation« wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Feld-Haus, eine »begehbare Skulptur« des dänischen Künstlers Per Kirkeby, die im Jahre 2010 ihrer Bestimmung zugeführt wurde und seither als »Museum für Populäre Druckgrafik« die Sammlung der legendären Neusser Museumsdirektorin Irmgard Feldhaus (1920-2010) beherbergt – dieses Gebäude hatte große Teile der Kunstschätze aufgenommen, die während der aufwendigen Sanierungsarbeiten am Obertor in Gefahr und im Wege gewesen wären.

Nachdem sich nun alles wieder an seinem angestammten Platze befindet, konnte Ulf Sölter, der neue Stellvertretende Direktor des Clemens Sels Museum Neuss, am Sonntag eine kleine, ganz besonders feine Ausstellung aus der Geschichte der Druckgrafik eröffnen: einen Querschnitt durch die jahrzehntelange Produktion der Berliner »Kunstverlagshandlung und Lithographischen Anstalt A. Felgner«, die 1844 ihren Betrieb aufnahm und im Laufe der nächsten Jahrzehnte mit Steindrucken unterschiedlichster Couleur den bürgerlichen Geschmäckern die Kunst in den eigenen vier Wänden lieferte. Christusbilder, Heiligenszenen, ein Jüngstes Gericht, dann aber auch Festgaben zu den runden Jahrestagen der Prominenz (ein Friedrich-Schiller-Blatt etwa zum 100. Geburtstag des Dichters und Denkers), königliche Familien mit Kindern und Kindeskindern, Backenbärten und Reifröcken sowie Szenen aus der Geographie und der Mythologie – was immer populär war, wurde lithographiert, in minuziöser Handarbeit koloriert und, wo nötig, mit goldenen oder auch nur goldfarbigen Applikationen, sogenannten: Tinseln versehen, um in der guten Stube einen guten Eindruck zu machen.

Oft genug ist die berühmte Vorlage mit Händen zu greifen: Leonard da Vincis Abendmahl etwa, das von der Firma A. Felgner nicht nur neue bunte Farben und Physiognomien erhielt, sondern auch in seinen Abmessungen auf den Hausgebrauch zurechtgerückt wurde – die Beibehaltung der originalen Proportionen hätten über dem Sofa oder der Chaiselongue eine unvorteilhafte Wirkung getan.

Bis zum 6. September wird die Ausstellung Ein Bild ist nicht genug – Der Kunstverlag A. Felgner gezeigt. Dazu gibt es ein 36-seitiges Begleitheft mit vielen Erläuterungen und farbigen Abbildungen zum Preise von   3,50. Dank einer weiteren Neuerung ist auch die Dauerausstellung des Feld-Hauses noch attraktiver geworden: an insgesamt vier Bild- und Hörstationen können sich die Besucher jeweils samstags und sonntags von 11-17 Uhr mit den künstlerischen Gebrauchsgegenständen vertraut machen, die zu unserer Urgroßeltern Zeiten kaum wegzudenken gewesen wären: Öldrucke, kostbar gestaltete Grußkarten, Spiele und Erbauliches, Poesiealben – kurz alles, was das Leben geistig und ästhetisch bereichern sollte, vereint sich hier auf engstem Raume zu einem nostalgischen, anrührenden Defilé. In der Abgeschiedenheit der begehbaren Skulptur scheint die Zeit für eine Weile stille zu stehen …

Öffnungszeiten des Feld-Haus:  Sa + So  11–17 Uhr

Eintritt:  Erwachsene 2,00 € (ermäßigt 1,00 €,  Führungen  50,00 €)

Das Feld-Haus ist geöffnet 2015:  3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit), 1. November (Allerheiligen), 25. + 26. Dezember (Weihnachten)

Das Feld-Haus ist geschlossen 2015: 30. August (Neusser Bürger-Schützenfest)

Anschrift:
Feld-Haus – Museum für Populäre Druckgrafik, Dependance des Clemens Sels Museums Neuss
Berger Weg 5, D-41472 Neuss, Auf dem KirkebyFeld Hombroich (zwischen der Insel Hombroich und der Raketenstation)

Weitere Informationen: www.clemens-sels-museum-neuss.de