Gemischtes aus Hamburg

Hamburger Nachrichten.
Hamburg, 29. October 1899.

Max Lohfing (»Agamemnen«)

Vorgestern kam Karl Goldmark mit seiner zweiactigen Oper »Die Kriegsgefangene« an unserem Stadt-Theater zum Wort. Der Erfolg war nur ein mäßiger. Der erste Act ließ kalt und der Beifall nach Schluß des zweiten Actes war kein vom Herzen kommender. Es hatte wohl Jeder, der da klatschte, das Gefühl: »Hier bin ich dem Schöpfer des ›Heimchen‹ und der ›Königin von Saba‹ eine allgemeine Reverenz schuldig.« Die Gesammtaufnahme der Oper war daher eine conventionelle, im Sinne des Steifen und dabei doch gesellschaftlich Höflichen. Uebrigens ist die Musik weniger schlecht, als das Textbuch. Die Behandlung der »Ilias«, die jetzt wieder modern zu werden pflegt, fordert einen Vergleich mit Bungert heraus, und da muß man denn ohneweiters zugestehen, daß Bungert, was die Dichtung anlangt, seiner Aufgabe weit eher gerecht wird, als Emil Schlicht, dem Goldmark die Herstellung des Textbuches zu seiner »Kriegsgefangenen« anvertraut hat. – Die Darstellung der Novität war eine mäßige. Frl. Wiesner, welche die Titelrolle innehatte, vermochte mit ihrer Stimme nicht die Aufmerksamkeit der Hörer zu gewinnen, dagegen gelang ihr das durch ein sehr wirksames Spiel. Mit großer Verve im Spiel und trefflich bei Stimme, sang Herr Schwarz den Achilleus. In den mehr zurücktretenden Rollen gaben ihr Bestes Herr Lohfing (Agamemnon), Herr Burian (Automedon), Herr Lorent (Herold), Herr Stahlberg (Priamus) und Frl. Neumeyer als Thetis. (Der Humorist vom 1. November 1899)

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Neue Freie Presse vom 29.10.1899

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Wiener Zeitung vom 31.10.1899

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Signale … aus Hamburg vom 4. November 1899