Aus dem Souffleurkasten

– »Wann m’r was hat und wann m’r was is, da is um Ein’ das größte Griß« … Ja, ja, mein lieber Herr Oberreschisseur, eine gute Oper muß man schreiben, aufgeführt muß sie werden, gefallen muß sie – und dann ist man ein gemachter Mann, wie der Herr v. Goldmark. Freilich hat er auch schon vorher was g’habt und ist auch was g’wesen, aber damals hat man ihn doch einem hohen Herrn vorstellen können als »Hofcapellmeister Ihrer Majestät der Königin von Saba«, heute aber nach seinem »Heimchen« wird das schon schwerer gehen. Vielleicht wird sogar jener hohe Herr Ehrenpräsident der Actiengesellschaft zur Exploitirung der Oper »Heimchen am Herde«. Sie glauben, ich scherze, Herr Oberreschisseur? Ganz im Ernste. Von einem hiesigen Musikalienverleger ist die Idee ausgegangen und das Syndicat, an dessen Spitze der findige Notenverschleißer steht, ist schon fest an der Arbeit. Dem Herrn v. Goldmark haben sie für die Musik zum Heimchen 80.000 und dem Herrn v. Willner für das Libretto 25.000 Mark angeboten. Halb sind sie schon einig – das Syndicat will. Aber wenn ich der Herr v. Goldmark wär’, ich möcht’ auch wollen, ‘s ist ein schön’s Geld und »ein Tag der Gunst ist wie ein Tag der Ernte: man muß geschäftig sein, sobald sie reift«, wie wir uns mit diesem »Torquato Tasso«, 4. Act, 4. Scene, classisch auszudrücken pflegen.
Wiener Sonn- und Montagszeitung vom 13. April 1896